Der Shetland Sheepdog ist ein kleiner
Hütehund, der von den Shetland-Inseln stammt.
Ursprünglich wurden sie von Kleinbauern gezüchtet; ihre
Aufgabe bestand darin, Schafe aus den Gemüsegärten zu
vertreiben und vor Eindringlingen zu warnen. Shelties
sind eine ganz besondere Rasse und kommen "in allen
Farben des Regenbogens" vor. Wie bei vielen anderen
Rassen sind einige Farbschläge im Ausstellungsring
erlaubt und andere nicht. Gibt es eine fehlende Farbe im
Regenbogen, die anerkannt werden sollte? Viele denken
so. Die Diskussion, ob color-headed whites (CHW) an
Ausstellungen teilnehmen dürfen, ist ein heißes Eisen.
Während sie im Ring quasi geächtet werden, haben die
"Weißen" gleichwohl viele Anhänger. In allen anderen
Punkten außer der Farbe entsprechen sie voll und ganz
dem Rassestandard, und sie sind wundervolle Gefährten
und Arbeitshunde.
Was ist ein color-headed white? Einfach
gesagt, handelt es sich um einen Sheltie, bei dem mehr
als die Hälfte des Körpers weiß ist. Da aber nichts
wirklich einfach ist, sind bei einem CHW idealerweise
nicht mehr als 25 % der Körperoberfläche farbig. Der
Kopf ist normalerweise immer farbig und besitzt
Abzeichen. Der Rumpf kann vollständig weiß sein, weiß
mit farbigen Abzeichen oder umgekehrt farbig mit weißen
Abzeichen.
Alle Shelties weisen weiße Abzeichen auf.
Ein "Weiß-Gen" oder "Weißfaktor" kann sog. "unerwünschte
Abzeichen" oder eben CHWs hervorbringen. Dieser
Farbschlag entsteht durch die Verpaarung zweier
weißfaktorierter Hunde. Diese Verpaarung führt nicht
immer, aber statistisch gesehen in 25 % zu CHWs. Weder
der Originalstandard aus dem Ursprungsland England noch
der US-Standard bis 1952 brandmarkten den vorwiegend
weißen Sheltie. Es sollte erwähnt werden, dass der
Originalstandard überhaupt keine Farben erwähnt: Alle
Farben außer dem Farbschlag "brindle" waren zulässig.
Genau wie Shelties der anderen, häufigeren Farbschläge
leisten CHWs Hervorragendes in allen Sparten des
Hundesports. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird laut
AKC-Standard eine Weißfärbung von mehr als 50 % als
äußerst unerwünscht angesehen. Weiße Collies hingegen
sind seit langem im Ausstellungsring zugelassen, und
viele Liebhaber der Rasse glauben, das solle auch wieder
für Shelties gelten. Beim CHW handelt es sich in jeder
Hinsicht um einen völlig normalen Hund! Auf Schauen
außerhalb des AKC können sie ausgestellt werden, sie
geben liebevolle Hausgenossen oder Sporthunde ab. Werden
sie mit einem Hund verpaart, der keinen Weißfaktor trägt,
fallen aus dieser Verbindung nur Welpen mit Weißfaktor,
aber keine CHWs. So können sie, obwohl sie aus dem
Ausstellungsring verbannt sind, dennoch zur Zucht
eingesetzt werden, wenn die Gesetze der Genetik beachtet
werden.
Das gilt allerdings nicht für einen
anderen Typ Hunde, die zwar ebenfalls weiß ausschauen,
die aber durch eine Verpaarung zweier Hunde mit
Merlefaktor entstanden sind. Diese Tiere sind homozygot
(= reinerbig) für das Merle-Gen. Obwohl sie weiß
aussehen, ist ihre Farbe "blau", dass durch den
doppelten Merlefaktor so weit verdünnt wurde, dass es
das menschliche Auge nicht von weiß unterschieden kann.
Diese "Double-Merles" haben meist einen weißen Kopf
sowie große Weißanteile am Rumpf. Sie sind oft blind,
taub oder haben angeborene Herzfehler, wobei sich
letztere nicht sicher auf das doppelte Merle-Gen
zurückführen lassen; hier kann es sich auch um eine
Erkrankung in der Zuchtlinie handeln. Taubheit und
Blindheit werden auch nicht an die Nachkommen
weitervererbt. Mit Ausnahme des gerade erwähnten "Double-Merle"
sind Shelties –unabhängig von der Farbe – gleich gute
Gefährten. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen
Fellfarbe und Temperament oder Lernfähigkeit. Niemand
sollte züchten, ohne die Grundlagen der Genetik zu
kennen und verstehen. Ebenso sollte eine Untersuchung
der Zuchttiere auf Erbkrankheiten selbstverständlich
sein. Züchten sollten nur diejenigen Züchter, die sich
ausreichend Wissen über die Rasse angeeignet haben, ein
klares Bild des Sheltie-Standards haben und
standardgerecht züchten.
Warum werden CHWs denn nicht zu
Ausstellungen zugelassen? Warum wurde der Shetland
Sheepdog Standard im Jahre 1952 geändert? War es eine
"politische" Entscheidung oder eine Entscheidung, die
vorurteilsfrei aufgrund von Fakten geschah? Gab es
Verwirrung unter den weniger informierten Mitgliedern
bezüglich der Unterschiede zwischen "Double-Merles" und
CHWs? Können CHWs genauso gut hüten wie Shelties anderer
Farbschläge? Ist der Hütetrieb heute überhaupt noch
wichtig? Bevorzugen Schäfer mit vorwiegend weißen
Schafen eher "bunte" Hunde, die sich besser von den
Schafen abheben? Jede Menge Fragen. Lassen Sie uns einen
Blick darauf werfen:
Warum wurde 1952 der Sheltie-Standard
geändert? Viele sind der Überzeugung, es war eine
"politische" Entscheidung, um zu verhindern, dass CHWs
weiter ausgestellt werden. Andere glauben, dass weiße
Shelties sich optisch nicht ausreichend von den Schafen
abheben, so dass der Schäfer nicht gut genug zwischen
seinem Hund und den Schafen unterscheiden kann. Wieder
andere sind der Meinung, CHWs sehen eben einfach nicht
so aus wie ein "typischer" Sheltie auszusehen habe. Den
wahren Grund werden wir vielleicht nie erfahren. Meine
Nachforschungen haben mich zu der Überzeugung geführt,
dass Schäfer "bunte" Hunde im Kontrast zu ihren weißen
Schafen bevorzugen – aber nicht alle Schafe sind ja weiß
...
Was ist eigentlich der "Hüteinstinkt" und
sollte er erhalten werden? "Hüteinstinkt" umfasst eine
Vielzahl von Faktoren, ein ganz wichtiger ist die
Lernfähigkeit. Es gibt kein Gegenargument, dass es sich
hierbei nicht um ein erhaltenswertes Rassemerkmal
handelt. Ist das doch genau der Grund, warum ein Sheltie
so vielseitig ist und Agility, Obedience, Fährten,
Flyball, Such- und Rettungshundearbeit betreiben kann.
Dennoch, zwei Aspekte des Hütetriebs sind nicht
wünschenswert: Das Erste ist der Jagdtrieb (z. B. Autos
jagen), das Zweite der Trieb, Vieh zu umrunden und dem
Hundeführer zuzutreiben.
Was also ist die Ursache, dass der
Standard geändert wurde? Änderungen werden durch ein
Komitee initiiert, dass dem Vorstand einen
entsprechenden Antrag unterbreitet. Die Mitglieder
stimmen dann über den Antrag ab. Zusätzliche
Stellungnahmen und Empfehlungen werden erbeten, bevor
der endgültige Entwurf verfasst und zur Abstimmung durch
die Mitglieder und den AKC freigegeben wird. 1952 war
die Mitgliederzahl viel geringer als heute, und der
Vorstand hatte keine Terminlimits wie heute üblich.
Fehlt also im "Regenbogen" der
Sheltiefarben ein Farbschlag, der anerkannt werden
sollte?